Galerie Oben (G/O Berlin)
Die Galerie Oben ist eine nicht-kommerzielle Galerie in Berlin. Die Galerie stellt Künstlerinnen/Künstler vor, die sich am Anfang oder der Mitte ihrer künstlerischen Laufbahn befinden. Die Galerie möchte direkten Austausch mit Menschen forcieren, die sich für Kunst interessieren oder selbst künstlerisch tätig sind.
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Die Galerie Oben wurde am 21. Februar 2014 mit der Vernissage der Serie "Geister" von Marit Beer eröffnet.
Kontakt: katkapo@web.de |
Dritte Ausstellung:
"Romantik in Zeiten des Kapitalismus"
von Oliver S. Scholten am 11. Juli 2014
Über die Ausstellung
Die Vorstellungen von
intimen Beziehungen, wie wir sie in Westeuropa einige Jahrzehnte lang
kannten, haben sich verändert. Im Zuge des immer stärkeren Einflusses
kapitalistischer Werte in die auch private emotionale Sphäre wird
Romantik konsumierbar gemacht: Am Valentinstag werden Liebesbeweise mit
Karten, Herzen und Plüschtieren unterfüttert; denn romantisch ist nicht
das, was tief in der Magengegend wohlig zieht, sondern was konsumier-
und präsentierbar ist. Schmerz, Scheitern oder geteiltes Leid kommen
hier nicht mehr vor. Die besondere Qualität der Liebe wird damit einem
rationalen Entscheidungsapparat unterworfen, der stetig neu aktiviert
wird, wenn der Andere den eigenen Ansprüchen an Beziehungsoptimierung
nicht mehr gerecht werden kann. Dadurch finden Online-Partnerbörsen wie
Elite Partner oder Parship beständig neuen Aufschwung, denn auch
Verlieben will geplant sein. Oliver S. Scholten erkundet Fragen zur
Romantik in Zeiten des Turbokapitalismus mit visuellen, ironischen
Mitteln. Dabei stehen jedoch nicht nur Gefühle, sondern ebenso der
gesellschaftliche Wertewandel wie auch die Position des Künstlers darin
im Blickpunkt. »Die Freiheit in der Kunst und in der Liebe liegt in der
Unabhängigkeit von marktwirtschaftlichen Kriterien«, so Oliver S.
Scholten. In diesem Sinne ist nicht unbedingt das gute Kunst, was sich
gut verkaufen lässt, sondern das, was gesellschaftliche Missstände
hinterfragt. Dementsprechend lässt sich wahre Liebe nun mal auch nicht
kaufen. Position Fotografie (Oliver S. Scholten) trifft in »rooom with a
view« auf die non-profit Galerie Oben (Kat Kapo), die KünstlerInnen
einlädt, die sich psychologischen und soziologischen Fragstellungen
widmen. Nach der Ausstellung »Geister« (von Marit Beer) und »Wahnsinn«
(von Giampiero Assumma) beendet die Ausstellung »Romantik in Zeiten des
Kapitalismus« eine psycho-fotografische Sommertrilogie, die mit einem
Vortrag der Anthropologin Brooke Nolan und einen musikalischen Beitrag
von Lucrecia Dalt ihren Höhepunkt finden wird.
Special Guests: |
Über Oliver S. Scholten
Nach dem Abitur 1981 begann er eine Ausbildung zum Fotografen am Lette Verein Berlin, die er 1985 abschloss. Viele Kontakte zur damaligen HDK - Berlin (heute UDK) über Freunde, die dort Kunst studierten, bestärkten den Entschluss, dass ihn das Medium als solches interessierte, jedoch nicht als gängige kommerzielle eigene Basis, sprich Auftragsfotografie. 1987 - nach dem Zusammenbruch der Werkstatt, fing er an selbst zu unterrichten. Zuerst Technik, dann mehr und mehr inhaltliche Kurse und Projekte. Seit über 20 Jahren folgten verschiedenste öffentliche und private Institutionen, darunter 7 Jahre an der Freien Akademie für Kunst Berlin bis zu deren Auflösung. Bis heute ist er am Photocentrum Kreuzberg und seit einigen Jahren mit einjährigen eigenen Fotoklassen in der Galerie imago - fotokunst Berlin als Dozent tätig. Ab 1989 folgten vielfältige Arbeiten und Ausstellungsbeteiligungen im Bereich Fotografie - in Verbindung mit Objekten und Installationen, sowie eigene Organisation von Fotografie - und art in residence Projekten, meist interdisziplinär. Nationale und internationale Ausstellungsbeteiligungen, darunter in Russland, Norwegen, Italien und Deutschland.
(Langversion der Information zum Künstler unter http://www.position-fotografie.de/oliver-scholten.php) Webseite: http://www.position-fotografie.de |
Zweite Ausstellung:
"A Lower World"
von Giampiero Assumma am 11. April 2014
We asked the artist...
1. Why did you start working with photography? Which influences guided this decision? At the very beginning, taking pictures has rather been an attitude than a work. It turned into a practice years later. I perceived life as a flux of images in movement and at one point the camera was a way to face and be part of that continuous flow. It was not a deliberated or planned decision. It arrived together with some experiences in my life. I guess everything from my personal background influenced and forced me towards photography. 2. What are your aims that you pursue with your work? My main aim is to satisfy a very intimate necessity of seeking into space, nature and human spirituality. This research seems apparently fragmentary, but in fact it can be unequivocally ascribed to the knotted associations between the self and the other, but also relations between mysteries, faith, and tragedy. In consequence, my work aims at discussing social issues. 3. Where do your ideas come from? From very far, or deep, i suppose! Ideas and inspiration have a direct connection with my (un)conscious perception of the world. So far, I have mainly been attracted to subjects that carried a strong message, and who live on borders, thus, my ideas carry a kind of revelation of the unsaid, the unseen, or the unspeakable. 4. What kind of advice would you like to give young artists? To remain young, forever! |
Über Giampiero Assumma
Der Fotograf Giampiero Assumma ist in Neapel aufgewachsen und entschied sich nach seiner langjährigen Tätigkeit als Arzt dazu, als Fotograf zu wirken. Seine Serien diskutieren die Grenzen der Definitionen von Normalität und behandeln die Thematiken Glauben, Wahnsinn und Schönheit.
Veröffentlichungen: Assumma, G. (2002). A Lisbona. Napoli: Edbye. Assumma, G. (2003). Tempo Luogo Metallo. Edizioni banca idea. Assumma, G. (2003). Tracce di Luce. 24 Ore Cultura. Webseite: http://www.giampieroassumma.com/ Über die Serie "A Lower World"
Die Serie "A Lower World" ist über den Zeitraum von sechs Jahren entstanden und skizziert ein archaisches und poetisches Bild einer Dimension psychischer Erkrankungen. Die Serie hinterfragt nicht nur den Umgang mit psychisch kranken Insassen in Italien, sondern möchte vor allem mit visuellen Mitteln erkunden, was wir unter Wahnsinn verstehen. Daher ist seine fotografische Arbeit auch eine Studie über emotionale Zustände des Menschen, die uns einen oder voneinander abgrenzen können. Ein Blick, der stets das Besondere und Einzigartige eines jeden Menschen herausarbeitet, ohne dabei den Portraitierten ihre Würde zu nehmen. Dieses reife Verständnis für die Psyche des Menschen verdichtet sich in Kombination mit kunstvoll gezeichneten Licht- und Kontrastsetzungen zu einer eigenen analogen Ästhetik. Giampiero Assumma über seine Serie "A Lower World": Madness is a topic that has no beginning and no end; something that cannot be defined. It is probably a shadowy interpretation, an allegory of the luminous world. Perhaps it represents our distorted reflection, where gestures seem to repeat themselves, and come to resonate one other, becoming visual echoes from which appearances emanate. Photography finds views from hundreds of different angles, helping us to understand our worlds from different perspectives, in its various stratifications. We explore the existence of others and wonder how we are connected to each other. We see the rectangular limitation of a photographic frame allowing for expansion on the horizontal plane, and darkness becomes a limitless recess: a tonal figuring of the unknown. Distinct characters, rather than a chorus of condemned ‘stereotypes’ interrogate the lens; inmates are individuals asking and responding to questions. I began my photographic journey into the dimension of human alienation within the context of mental illness in 2001, with several visits to the last six functioning criminal lunatic asylums in Italy. It is an ongoing project... Zitat zur Serie "A Lower World" The asylum is in reality the representation of human madness, stripped of its disguise… naked or covered with tatters…the fools play out their parallel lives in the underworld…a grotesque allegory of the collective rituals of men that tread on the upper stage….that of visibility and normalcy…that for Goya does not escape the twisted logic of madness…and does not escape the blindness of those who are not masters of their destiny… [Rodolfo Maffeis (an introduction to the painting Casa de Locos, Goya)] |
Erste Ausstellung:
"Geister"
von Marit Beer am 21. Februar 2014
Einladungskarte zur Vernissage von Marit Meer
Wir haben die Künstlerin gefragt...
1. Warum hast Du Dich entschlossen, in der Kunst tätig zu sein? Gibt es bestimmte Einflüsse, die diese Entscheidung begleitet haben? Ich habe mich nie bewusst dazu entschlossen, Künstlerin zu werden, aber ich suchte nach Ausdrucksmöglichkeiten, um den Dingen, die mich beschäftigt haben, Gestalt zu geben. Begleitet haben mich bis dahin Geschichten von Menschen, die ausserhalb der Gesellschaft stehen, Berichte von Geistern und Scharlatanen, Naturbetrachtungen, Poeten wie Rimbaud und viele andere Künstler. 2. Was möchtest Du mit Deiner Kunst erreichen? Zum einen möchte ich mich mit Menschen, mit denen ich arbeite, austauschen und zum anderen Betrachter erreichen. Ich möchte weder belehren, noch die Welt besser machen. Aber es ist schön die Phantasie Anderer anzuregen und Ideen zu kommunizieren. 3. Woher nimmst Du Ideen zu neuen Projekten? Aus meinem Kopf. Sie sind ein Zerwürfnis aus Fragen und fehlenden Antworten und treffen in der Realtität auf andere Menschen. Ich nenne das prozessorientiertes Arbeiten. Am Anfang ist eine nicht ausformulierte Idee. Am Ende entsteht eine Serie, die aber aus sich selbst heraus entsteht. 4. Welchen Rat würdest Du jungen KünstlerInnen auf den Weg geben? Bleib ehrlich. |
Über Marit Beer
Die
Fotografin Marit Beer ist in einem kleinen Ort zwischen Mythen und
Sagen im Harz aufgewachsen. Bereits während ihrer Schulzeit beschäftigte sie
sich mit analoger Fotografie und begeisterte sich für die Dunkelkammerarbeit.
Trotz ihrer Leidenschaft für analoge Technik entschied sie sich zunächst für ein
Studium der Geisteswissenschaften, Archäologie und Denkmalpflege in Halle,
Leipzig und Berlin. Nach dem Studium war sie in Ägypten, Syrien und Israel in
archäologischen Ausgrabungsstätten zur Dokumentation und Aufarbeitung von
Grabungsmaterial tätig. In dieser Zeit beschäftigte sie sich erneut verstärkt
mit der Fotografie und entschied sich 2010 für eine freiberufliche Tätigkeit im
Bereich der künstlerischen Fotografie. Seit 2011 ist sie Redakteurin für das Fotomagazin
Kwerfeldein. Sie hat bislang im Rahmen verschiedener Gruppenausstellungen mitgewirkt (z.B. aff Galerie in Berlin, Galerie Abertillery in
Wales). Marit Beer lebt in Berlin.
Kontakt: Email: sensitiveCreature@gmx.de Website: http://www.maritbeer.de Facebook: https://www.facebook.com/maritbeer.fotografie (Copyright Portrait Marit Beer @ Marcel Pommer) Über die Serie "Geister" Sie kamen als Fremde zu mir. In der Küche war es wohlig warm. Der Kaffee floss durch den Filter. Geschirr geklapper füllte die Stille. Schüchternes Lächeln, Augen aufblitzen. Die Fremdheit wich langsam, mit den Worten. Anfangs nur Floskeln aus Nettigkeiten, hin- und hergeworfen. Wie das so ist, wenn man sich das erste Mal begegnet und weiß, dass Geheimnisse preisgegeben werden. Doch dann kamen sie, die Geschichten. Tröpfchenweise flossen sie aus den Mündern hervor. Sie zogen ihre Runden, hinterließen kleine Furchen in den Gesichtern. Geschichten über Großmütter, Rockstars und Blaubeeren, Geschichten über traurige Ereignisse, über schwarze Hochzeitskleider und tiefe dunkle Wälder. Erzählungen von einer fremden Heimat, deren Vergangenheit im Gesicht noch flackert und manchmal aufleuchtet, wenn man darüber spricht. All diese Schilderungen waren vage, nicht ganz fassbar. Wie ein Netz aus fein gesponnenem Garn, um das Leben gelegt. Ich wollte diese Geschichten über weiße und dunkle Geister, meine Randnotizen und feinen Pinselstriche, festhalten. |